04.12.2008 - 15 Umbenennung der Carl-Peters-Straße

Beschluss:
ungeändert beschlossen
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Beschluss:

 

Der Rat der Hansestadt Lüneburg beschließt mehrheitlich bei 2 Enthaltungen der Ratsherren Meihsies und Völker:

 

Die Carl-Peters-Straße wird umbenannt in Albert-Schweitzer-Straße.

 

(401, 56a, 61, 63, 73)

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Beratungsinhalt:

 

Ratsherr RIECHEY begrüßt ausdrücklich die Initiative zur Umbenennung der Carl-Peters-Straße, hätte sich aber lieber dem Vorschlag ‚Franziska-Reiminius-Straße’ – einem in Auschwitz ermordeten Sintimädchen – angeschlossen. Seine Fraktion unterstütze eher die Benennung nach Verfolgten aus Minderheitsgruppen, insbesondere mit örtlichem Bezug. Wenngleich die meisten der Anwohner über eine Umbenennung nicht glücklich sind, mache die Wirkung des Namens eine Änderung zwingend erforderlich, wobei es nicht daran scheitern dürfe, welcher neue Namen ausgesucht werde, jeder sei besser als der jetzige.

 

Ratsherr VÖLKER erinnert daran, dass die Verwaltung noch im Frühjahr aufgrund des Widerstandes der Anwohner keine Veranlassung sah, hinsichtlich einer Umbenennung tätig zu werden. In der Folgezeit baute sich jedoch ein steigender Druck auf, auch durch die Tätigkeit seiner Fraktion, die im September einen Antrag auf Umbenennung in ‚Franziska-Reiminius-Straße’ stellte. Klammheimlich habe die Verwaltung daraufhin eine zweite Befragung gestartet, von der er als Mitglied des Kultur- und Partnerschaftsausschusses erst aus der Presse erfahren habe. Trotz der erneuten überwiegenden Ablehnung der Anwohner plädierte die Verwaltung mit einem eigenen Vorschlag für eine Umbenennung. Mit dem Namen ‚Albert-Schweitzer-Straße’ sei die Verwaltung den reibungslosesten Weg gegangen, der nur möglich sei. Seine Fraktion habe dagegen eine öffentliche Diskussion gewünscht, die auch aufgekommen sei und weitere Namensvorschläge gebracht habe. Franziska Reiminius stehe stellvertretend für die tausende Sinti und Roma, die im Dritten Reich ermordet wurden. Diese Umbenennung solle keine Wiedergutmachung darstellen – sie sei auch gar nicht möglich – sondern zum Gedenken und zur Vergegenwärtigung damals begangenen Unrechts beitragen. Der Name ‚Albert-Schweitzer-Straße’ sei arg beliebig und in Deutschland schon tausendfach verwendet worden, daher sei er zwar für die Umbenennung als solche, werde sich aber enthalten.

 

Ratsherr VON MANSBERG hält Geschichtsunterrichtsstunden hier für unnötig, da im Kultur- und Partnerschaftsausschuss bereits einstimmig die Umbenennung empfohlen wurde. Das Verfahren sei in seinen Augen angemessen und respektvoll gewesen, dafür gebühre allen Beteiligten Dank. Er habe allerdings beim Austausch mit den Anwohnern der Carl-Peters-Straße gerade jene vermisst, die mit besonderem moralischem Nachdruck die Umbenennung eingefordert hatten. Die in den Gesprächen von den Anwohnern geäußerten Anliegen habe seine Fraktion sehr ernst genommen und es müsse respektiert werden, dass ihnen ein Aufwand an Zeit und Kosten entstehe. Hier habe es ja bereits ein Entgegenkommen der Verwaltung als angemessene und wichtige Reaktion gegeben. Es liege ein übergeordnetes Interesse an der Umbenennung für die Stadt Lüneburg als Ganzes vor, auch das habe man deutlich gemacht. In der Debatte sei jedoch auch deutlich geworden, dass sich Straßennamen für eine kritische Würdigung historischer Umstände nicht eigneten, sondern die Würdigung einzelner Personen für ihr Handeln darstellen. So habe man es bisher gehalten und sollte es auch künftig tun, weshalb der Ausdruck einer politischen Reaktion im Straßennamen unangebracht sei. Albert Schweitzer sei als geeignete Persönlichkeit für einen Straßennamen sicherlich unstrittig, zudem stehe sein Name – im Gegensatz zum vorherigen Namensgeber – für eine humanitäre Leistung speziell in Afrika. Mit einer solchen Benennung spreche man keineswegs ab, dass auch Franziska Reiminius eine würdige Benennung darstelle, jedoch würde es letztlich zumindest den Anschein eines Aufrechnens haben und das sei falsch. Er schlage vor, zu überlegen, an welcher Stelle man diese Straßenbenennung besser einfügen könne.

 

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